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Der Entwicklung des Museumskonzeptes ging eine breite Diskussion voraus. Diese kam zum Ergebnis, dass die Ausstellung das Leben der jüdischen Gemeinde unter der österreich-ungarischen Monarchie und dem rumänischen Königreich, d.h. die Zeit von 1774 bis 1941 beleuchten sollte.



Die Dauerausstellung befindet sich auf einer kleinen Fläche von 53 m2 in zwei Sälen im Erdgeschoss des ehemaligen Jüdischen Nationalhauses. Trotz der räumlichen Einschränkung wird hier viel Material präsentiert, welches in drei Ringen angeordnet ist: einem oberen, einem mittleren und einem unteren:
- Der obere Ring der Architektur – Photos von Gebäuden, die zur jüdischen Gemeinde gehörten (religiöse und säkulare Einrichtungen);
Der mittlere Ring der Sternzeichen, der das jüdische religiöse Jahr repräsentiert;
Der untere Ring der Information – 12 Tafeln, auf denen das Leben der jüdischen Gemeinde in chronologischer Reihenfolge vom Ende des 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts beschrieben ist.
Gemeinsam symbolisieren diese Ringe die ständige Transformation der jüdischen Dynamik – Diese  fand  um die Jahrhundertwende des 18. und 19. Jh. vor allem im Religiösen Ausdruck, wohingegen in der zweiten Hälfte des 19. Jh. die bildungskulturelle Komponente wichtig wurde. Ab Anfang des 20. Jh. rückte schließlich das gesellschaftspolitische Engagement in den Vordergrund.
Ein bedeutender Teil der Ausstellung besteht aus originalen Büchern, Dokumenten, Postkarten und Objekten des täglichen Lebens sowie der religiösen Traditionen.
Im ersten Ausstellungssaal finden sich allgemeine Informationen und offizielle Dokumente, die sich mit den Juden der Bukowina in der österreichischen Zeit befassen. Der Schwerpunkt liegt hier auf Traditionen, dem religiösen Leben und den Bräuchen des Judentums. Die Materialien, die hier gezeigt werden, sind den zwei größten Rabbiner-Dynastien der Bukowina gewidmet: den Zaddiken Mendel Hager aus Wiznitz und dem Ruzhiner “Wunderrebben” Isroel Friedman aus Sadagura.
Daneben wird eine “Sabbatecke” gezeigt: ein Teil der Einrichtung eines traditionellen jüdischen Hauses, mit dem Tisch, an dem die Familie den Beginn des Sabbats begeht. 

Weiters werden hier Reproduktionen einzigartiger Ölgemälde aus der noch immer genutzten “Beit-Tfilah Benjamin” Synagoge in Czernowitz und Grabsteine (Matsevas) von alten jüdischen Friedhöfen der Bukowina gezeigt.
Die Ausstellung im großen Saal informiert über die jüdischen kulturellen und politischen Bewegungen zur Jahrhundertwende des 19. zum 20. Jahrhunderts sowie über das tägliche Leben der Juden, ihre Berufe, Interessen und kulturellen Aktivitäten. Ein bedeutender Raum wird von Materialien eingenommen, die die Entwicklung und Tätigkeit der städtischen jüdischen Gemeinde von Czernowitz betreffen. Hier werden unterschiedliche Aspekte des Lebens der Stadt gezeigt und Photos herausragender Persönlichkeiten der Gemeinde ausgestellt.
Die wichtigste Entwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts war ihr Auftreten in der politischen Arena, die Bildung politischer Vereinigungen und Parteien und der Kampf zwischen den verschiedenen Strömungen. Dies spiegelt sich vor allem in den vielfältigen Parteizeitungen wider, die in der Ausstellung gezeigt werden. Einen besonderen Platz nehmen Materialien ein, die der Aktivität der kulturellen Vereinigungen gewidmet sind. Diese reagierten auf die politische, kulturelle und wissenschaftliche Ausgrenzungspolitik der Rumänen und der Deutschnationalen. Zusätzlich wird ausführlich von der ersten Weltkonferenz der jiddischen Sprache berichtet, die im Jahre 1908 in Czernowitz stattfand. 
In der Zeit zwischen den Weltkriegen spielte die Kultur eine wesentliche Rolle im Leben der Bukowiner Juden. Ohne Theater und Bücher kann man sich dieses nicht vorstellen. Aus der Bukowina stammt eine Reihe von Wissenschaftlern, Schriftstellern und Dichtern, Künstlern und Musikern jüdischer Herkunft. In der Ausstellung werden zahlreiche berühmte jüdische Schriftsteller der Bukowina vorgestellt, die Meisterwerke auf Deutsch und Jiddisch schufen: Karl Emil Franzos, Elieser Steinbarg, Itzig Manger, Paul Celan, Rosa Ausländer und Andere.
Daneben für die bildenden Künste: Artur Kolnik, Bernard Peder, Mosche Krinitz und Isju Scherf.
Die einzige noch unvollendete Tafel ist für Dokumente und Photographien vorgesehen, die die Zeit der sowjetischen Besatzung und Annektion der Bukowina (1940-41) betreffen.
Die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges ist an den Bukowinern nicht spurlos vorübergegangen: Archivdokumente, Photos und Berichte von Überlebenden dieser tragischen Ereignisse vervollständigen die Ausstellung.

In den Vitrinen der Ausstellungssäle wird eine Reihe von Gegenständen gezeigt. Sie komplementieren deutlich und anschaulich die Erzählung über das religiöse und alltägliche Leben der Bukowiner Juden. Authentische Gegenstände des täglichen Lebens geben eine Vorstellung von der Atmosphäre der vergangenen Zeit und geben ihr somit einen realen Inhalt.





Video über den Aufbau der Dauerausstellung (45 Mb)
(Photos von J. Sissels, N. Schewtschenko, G.Charas  und A. Woloch)

Musik: "Brüder, warum schlaft ihr?" (Musik und Text: S. Karlibach, Gesang: M.Itkina) 













Projekt “Das jüdische Czernowitz. Unvergessenes Erinnerungsbild”
© 2010-2011 – Halina Charas. Konzept, Gestaltung, Auswahl des Materials